Kannst du durch Deutschland reisen ohne Wörterbuch?
„Du büst ´n oln Klookschieter“[1] „Mach de Glubschor off unn bass off was de machsd!“[2] „Gibsch mir a mol des Breschdlengsgsälz?“[3] Das verstehst du nicht? Keine Sorge.
Obwohl das alles deutsche Ausdrücke sind, verstehen die meisten hier nur Bahnhof. Und wenn du doch einen dieser Ausdrücke verstehst, sprichst du wahrscheinlich norddeutsches Platt oder bist in Sachsen oder Schwaben aufgewachsen.
So schnell kann es gehen, dass man sogar in seinem Heimatland Verständigungsschwierigkeiten bekommt, man muss nicht mal bis in die Schweiz reisen. Und die drei genannten Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was man anderswo hierzulande zu hören bekommt.
Was bestellst du denn da?
Bestimmt weißt du nicht, was ein Modschegiebschn[4] oder ein Robbarn[5], Erwet[6] oder Schnottback[7] sein sollen, mal ganz zu schweigen vom Fiadle[8].
Aber das sind ja noch keine allzu großen Fettnäpfchen, richtig interessant wird es erst, wenn es ums Essen geht. Da solltest du dann schon wissen, je nachdem in welcher Region du gerade unterwegs bist, ob du eine Semmel, ein Weckerl, eine Schrippe oder doch einfach ein Brötchen kaufst.
Wenn du im Osten der Republik ein Brathähnchen bestellen möchtest, solltest du schon von einem Broiler sprechen, wobei du im Süden Deutschlands mit diesem Ausdruck leider nicht verstanden wirst. Dort bestellst du besser einen Gockerl oder Gickerl.
Ein kleiner Nachtisch darf in diesem deutschen Mahl nicht fehlen – ein Pfannkuchen wäre hier zu empfehlen. Doch du musst dabei schon genau darauf achten, ob du einen Berliner/Krapfen/Kräppel bestellst oder einen Eierkuchen/Palatschinken/Crepe.
Wenn es dann ans Bezahlen geht, solltest du auch wissen, worum der Verkäufer bittet, wenn er in Mitteldeutschland nach einem Groschen fragt. Dann schaust du am besten in deinem Portemonnaie/Geldbeutel/Brieftasche nach einem Zehner[9].
Anschließend möchtest du vielleicht noch durch die Innenstadt schlendern – je nachdem, wo du unterwegs bist, gehst du dann bummeln, trödeln, drömmeln oder auch tämpeln.
Solltest du dich entscheiden, in eines der Geschäfte zu schauen, wird es schon bei der Begrüßung kompliziert. Ein „Grüß Gott“ oder „Servus“ wird dir im Norden eher fragliche Blicke einbringen, wohingegen der Süden kein „Moin, Moin“ erwartet. Mit einem einfachen „Hallo“ oder „Guten Tag“ solltest du auf der sicheren Seite sein.
Auch wenn diese Ausdrücke in der Mitte des deutschen Sprachraumes am geläufigsten sind, werden Sie zumindest auch anderswo nicht missverstanden.
Keiner versteht dich?
Zu guter Letzt möchtest du natürlich den Zug in die Heimat nicht verpassen, doch auch das Erfragen der Uhrzeit kann ein Fettnäpfchen sein. Weißt du denn, wie spät es ist, wenn man „Dreiviertel vier“ antwortet? Ist das nun Viertel vor oder Viertel nach vier? Du kannst auf jeden Fall beruhigt sein, denn den Zug um 16 Uhr schaffst du noch. Er fährt in 15 Minuten.
Wohlbehalten kehrst du dann in die Heimat zurück, gut genährt und auch den Zug hast du nicht verpasst und das Beste ist: Hier versteht man dich wieder. Aus welcher Region du auch kommst, es ist doch ein gutes Gefühl zurück zu sein und vertraute Redewendungen zu hören.
Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Der Dialekt, den wir bereits über die Muttermilch aufgenommen haben, ist doch Teil unserer Identität und sagt viel darüber aus, wer wir sind und wo wir uns heimisch fühlen. Einen Dialekt kann man nicht vollständig erlernen, man spricht ihn einfach – oder eben nicht.
Meistens fallen uns die Besonderheiten auch erst auf, wenn wir an einen Ort kommen, wo man sich anders ausdrückt. Durch Reisen werden wir uns unserer eigenen Identität bewusster und stellen fest, dass die Menschen nicht überall gleich ticken. Doch es sind ja genau diese Unterschiede, die das Reisen so aufregend machen – nicht nur im eigenen Land.
Wir haben hier nur einen kleinen Überblick regionaler Ausdrücke zusammengestellt und erheben auf keinen Fall Anspruch auf Vollständigkeit. Schließlich haben wir ja noch genug Platz für weitere regionale Ausdrücke und Varianten in den Facebook Kommentaren. Lass mal von dir hören!
Auf Wiedersehen! Tschüss! Adieu! Mach’s gut!
[1] Plattdeutsch: Du bist ein alter Besserwisser
[2] Sächsisch: Mach die Augen auf und pass auf, was du machst
[3] Schwäbisch: Gibst du mir bitte mal die Erdbeermarmelade?
[4] Sächsisch: Marienkäfer
[5] Oberfränkisch: Schubkarre
[6] Hessisch: Arbeit
[7] Holsteinisch: Rotznase
[8] Schwäbisch für einen ansehnlichen, weiblichen Hintern
[9] Zehn-Cent-Stück