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EF Talks: Gastmutter Christine Gordon über die Kraft der Umarmung

EF Talks: Gastmutter Christine Gordon über die Kraft der Umarmung

An einem frostigen Londoner Herbstmorgen öffnete Ms. Gordon uns die Tür und begrüßte uns mit einer herzlichen Umarmung.

Ms. Gordon wurde in England geboren, hat aber jamaikanische Wurzeln und arbeitet als Sachbearbeiterin bei der Einwanderungsbehörde, hält Messen in Gebärdensprache in ihrer Kirchengemeinde und beherbergt ausländische Schüler und Studierende, die mit EF hierherkommen.

Wir hatten das Glück, ein Stündchen bei ihr zu sitzen und eine unserer beliebten Gastmütter etwas besser kennenzulernen. Wir wollten von ihr erfahren, wie sie ihr Haus für die jungen Leute, die bei ihr wohnen, zu einem Zuhause macht.

Hallo, Ms. Gordon! Vielen Dank, dass wir vorbeischauen dürfen. Erzählen Sie uns doch ein bisschen über sich?

Ich heiße Christine Gordon. Geboren wurde ich in Nottingham, aufgewachsen bin ich auf Jamaika und dann zog ich nach Nottingham zurück. Den größten Teil meiner Schullaufbahn habe ich in Jamaika verbracht.

Ich habe zunächst als Polizistin auf Jamaika gearbeitet. 1988 bin ich dann nach Großbritannien zurückgekommen, habe am Brixton College Betriebswirtschaft studiert und später Psychologie an der University of London.

Ich habe in der British Library und beim NHS (National Health Service) gearbeitet, war ehrenamtlich für London Probation (die Bewährungshilfe vor Ort) gearbeitet, aber auch als Beratungslehrerin, Sachbearbeiterin für psychisch Kranke und für die Einwanderungsbehörde. Dabei helfe ich Leuten, die neu ins Land kommen.

Ich bin außerdem Gruppengemeindeleiterin und leite auch eine Gebetsgruppe.

Sie hatten ja eine unglaubliche Laufbahn. Wie steht es mit Hobbys? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich spiele Klavier, ich koche und backe, und ich lese sehr viel. Außerdem bin ich eine große Sportfanatikerin: meine Lieblingssportarten sind Fußball und Kricket. Ich liebe auch das Reisen sehr und reise viel durch Europa und Amerika.

Wieso betätigen Sie sich außerdem noch als Gastgeberin und wie ist das so, Menschen aus aller Welt in Ihrem Zuhause willkommen zu heißen? Haben Sie Ihre eigenen Rituale, all diesen jungen Leuten zu helfen, sich bei Ihnen wohlzufühlen?

Ich finde es großartig, Leute aus aller Welt kennenzulernen und ihre Sprachen zu lernen. Ich genieße es wirklich, die Schüler besser kennenzulernen, die bei mir wohnen.

Ich umarme sie erst einmal ganz herzlich, wenn sie hier ankommen. Ich halte das für ganz wichtig, damit sie sich hier auch wirklich willkommen fühlen.

Ich versuche auch immer, mir viel Zeit zu nehmen, mich mit ihnen zu unterhalten. Sie wollen alle möglichst schnell möglichst viel Englisch lernen. Ich sage ihnen immer, wenn ihnen irgendwo ein Wort begegnet, dass sie nicht kennen, sie sollen es sich notieren, damit ich ihnen weiterhelfen kann, wenn sie nach Hause kommen.

Würden Sie sagen, dass Sie viel über andere Kulturen gelernt haben, seit sie als Gastgeberin fungieren?

Oh ja, ich habe so vieles gelernt. Der letzte Schüler, den ich hier hatte, war aus Saudi-Arabien. Wir haben beim Frühstück und beim Abendessen viel miteinander geredet. Er hat mich über meine Religion ausgefragt, weil er als Muslim wissen wollte, was ich glaube.

Und ich habe im Gegenzug sehr viel über seine Religion und Kultur gelernt. Das war für mich eine große kulturelle Reise.

Das klingt wundervoll! Ich finde es toll, was Sie über die Umarmung zur Begrüßung gesagt haben. Auf diese Weise fühlen sich die Schüler aus dem Ausland sicher gleich willkommen. Wir Engländer können ja manchmal ganz schön reserviert sein!

Wenn ich die Tür öffne, dann sage ich ‘Willkommen in meinem Heim’ und umarme sie zur Begrüßung. Ich zeige ihnen ihr Zimmer, dann führe ich sie im ganzen Haus herum. Ich erkläre ihnen, dass sie hier gern Klavier oder Gitarre spielen oder meine Lieblingssendung mit mir anschauen können, Strictly Come Dancing.

Ich möchte unbedingt, dass sie sich wirklich zu Hause fühlen bei mir.

Was kochen Sie üblicherweise für Ihre Hausgäste?

Manchmal gibt es Reis und Erbsen auf karibische Art, und wenn es ein Sonntagsessen sein soll, dann mache ich ein Huhn und dazu gebackene Kartoffeln aus dem Ofen.

Wenn der Geburtstag eines Schülers oder mein eigener ansteht, dann backe ich einen Geburtstagskuchen. Im Sommer kommt meine Familie oft zum Grillen vorbei, also lernen sie die ebenfalls kennen.

Und wie gehen Sie mit Schülern um, die etwas ängstlich sind, weil sie nun in einer fremden Stadt leben?

Ich ermutige sie, dass sie mit mir über alle Probleme reden können, wenn sie das wollen. Manche haben mir auch ihr Herz ausgeschüttet, wenn sie Liebeskummer hatten. Ich sehe mich als Ersatzmama in der Fremde und möchte wie eine Mutter für sie da sein.

Ich versuche wirklich, sie nicht nur in meinem Heim, sondern auch mit offenen Armen und offenem Herzen zu empfangen, weil ich weiß, dass es manchmal sehr schwer sein kann, fern der Heimat zurecht zu kommen und sich wohl zu fühlen.

Und sie sind hier äußerst willkommen. Ich bin immer für sie da, auch wenn sie krank sind oder bei irgendetwas Hilfe brauchen.

Sie machen das jetzt seit 2015 und haben bisher 32 Sprachschüler bei sich wohnen lassen. Das ist eine beeindruckende Zahl. Haben Sie irgendwelche Tipps oder Ratschläge für Menschen, die auch darüber nachdenken, jemanden bei sich aufzunehmen?

Ich würde ihnen vor allem raten, offen auf ihre Hausgäste zuzugehen, sie ganz bei sich aufzunehmen und sich die Mühe zu machen, etwas über fremde Kulturen zu lernen.

Wenn man zum Beispiel weiß, der nächste Gast kommt aus Japan, dann würde ich etwas über das Leben in Japan lesen, um mehr über die dortige Kultur herauszufinden. Das hilft einem selbst, sich von Anfang an mit dem neuen Hausgast wohlzufühlen, und man macht ihm oder ihr das Leben sicher auch leichter und angenehmer. Ich empfinde diese Herangehensweise als sehr bereichernd.

Und generell würde ich anderen Familien empfehlen, Gäste aus dem Ausland aufzunehmen. Man bekommt so viel zurück und ganz ehrlich – ich hätte nichts Besseres mit meiner knapp bemessenen Freizeit anfangen können.

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