So sprichst du eine Sprache fließend in nur einem Jahr
Das Beherrschen einer Fremdsprache ist eine der gefragtesten und anwendbarsten Qualifikationen überhaupt (leider zählt das Beherrschen der wichtigsten Smileys in den sozialen Medien nicht dazu), und die Fähigkeit mit anderen Menschen zu kommunizieren wird auch bis in alle Ewigkeit wichtig bleiben. Das ist eine Tatsache.
Aber wenn du Englisch fließend lernen willst, hast du um die 750.000 Wörter zu lernen, und Sprachen wie Japanisch oder Chinesisch benutzen nicht einmal dasselbe Alphabet wie die europäischen Sprachen. Eine neue Sprache sprechen zu lernen bedeutet eine Menge Arbeit.
Es ist egal, welche du dir aussuchst, du musst dich ernsthaft anstrengen, um sie zu meistern. Allerdings gibt es ein paar Strategien und Tricks, die dir dabei helfen können, das Erlernen der neuen Sprache im Turbomodus anzugehen.
Wir sagen dir, wie du eine Sprache in nur zwölf Monaten fließend lernen kannst – oder zumindest beinahe fließend.
Die ersten 3 Monate
Zieh ins Ausland und tauche in die neue Sprache ein
Manche Dinge lernt man einfach nicht im Unterricht oder im Klassenzimmer. Wenn man eine Sprache wirklich beherrschen will, sollte man sich in möglichst viele Situationen stürzen, in denen man diese Sprache auch wirklich benutzen muss. Das bedeutet: Im Land leben.
Du kannst eine Sprache im Ausland lernen – aber wie lange brauchst du dafür? Einige Wochen geben dir einen ersten Einblick während mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr dir auf jeden Fall helfen werden, in Kultur und Sprache einzutauchen.
Du willst Spanisch lernen? Dann zieh nach Madrid, Barcelona, Playa Tamarindo oder Buenos Aires. Möchtest du Französisch fließend sprechen lernen? Dann verbringe wenigstens einige Monate in Paris oder Nizza.
In einem fremden Land bist du gezwungen, jeden Tag zu improvisieren, zu reagieren und Probleme zu lösen. Dann dauert es auch gar nicht lange, bis du die Sprache verstehst und die passenden Antworten auf Fragen dir zur zweiten Natur werden.
Das ist besonders wichtig, wenn du eine Sprache lernst, die ein völlig anderes Alphabet benutzt, wie Japanisch oder Chinesisch. Du gewöhnst dir einen authentischen Akzent an, übst jeden Tag, ohne dass es sich wie „Lernen“ anfühlt, und darüber hinaus hast du eine gute Entschuldigung fürs Reisen!
Sieh fern
Versuche, der Handlung und den Dialogen einer Fernsehserie in einer fremden Sprache zu folgen. Wenn du dir eine Szene anschaust und dabei versuchst, die Unterhaltungen der Charaktere zu entziffern, hilft das dem Sprachzentrum in deinem Gehirn, neue Informationen auf interessantere, lösungsorientierte Weise zu verarbeiten, und das sorgt wiederum dafür, dass es wahrscheinlicher ist, dass du dir das Gelernte auch tatsächlich merkst.
Wenn du dann auch noch die Untertitel mitliest, hilft dir das sowohl, dir den Satzbau einzuprägen, als auch zu überprüfen, ob du wirklich alles verstehst, was du hörst.
Sieh dir zum Beispiel Wiederholungen von Friends an, um dein Englisch zu verbessern (hier sind einige weitere Serien, die perfekt geeignet sind, um dein Englisch zu perfektionieren), guck dir die Politthriller-Serie Le Bureau des Légendes an, um Französisch fließend sprechen zu lernen oder schau dir Narcos auf Netflix an, um dein Spanisch ganz schnell auf den neusten Stand zu bringen.
Frag immer nach. Immer.
‘No Comprendo!’ streichst du besser ganz schnell aus deinem Wortschatz. Im Ernst, ignoriere deine Wissenslücken nicht, wenn du einen Ausdruck nicht verstehst.
Das gilt insbesondere in den ersten paar Monaten, denn es ist unvermeidlich, dass dir eine Menge Dinge erst einmal unklar sind. Wenn du mit jemandem sprichst, dann trau dich ruhig, nachzuhaken, und wenn du etwas liest und dich fragst, was das bloß bedeuten mag, dann google es einfach.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass man sich Dinge viel eher merkt, die man selbst herausgefunden oder nachgeschlagen hat, als die Dinge, die man im Unterricht vorgesetzt bekommt, einfach weil man sein Problem selbst gelöst hat. Und die Wissenschaft hat immer Recht!
Die Monate 4 – 6
Hör dir Podcasts an
Der Weg zur Arbeit kann prima zum Lernen genutzt werden. Du musst nicht jeden Morgen damit verbringen, deinem Gegenüber in der U-Bahn schöne Augen zu machen. Zunächst kannst du dir eine Reihe von Lern-Podcasts zum Thema “Wie lerne ich Sprache X” herunterladen und jeden Tag eine Folge anhören – so lange, bis du dich versiert genug fühlst, das gesprochene Wort im Kopf zu übersetzen.
Der BBC gibt zum Beispiel eine Reihe mit kurzen und unterhaltsamen ‘6 Minuten Englisch’-Podcasts heraus, mit denen du Englisch fließend lernen kannst. Als nächsten Schritt suchst du dir einen Podcast, in dem mehr erzählt wird, ganz gleich für welche Sprache.
Such dir ein Thema aus, das dich interessiert (zum Beispiel Filme oder Essen), und dann gewöhnst du dich beim Zuhören ganz nebenbei an die natürliche Sprechgeschwindigkeit, an Umgangssprache und den authentischen Ton eines Sprechers ohne Drehbuch.
Das ist fast so, als würde man sich locker mit Freunden unterhalten, mit dem Unterschied, dass man nicht antworten muss.
Übe und lerne regelmäßig
Der Schlüssel zum Erlernen jeder neuen Fertigkeit ist Kontinuität. Beständigkeit, Dranbleiben. Wenn du die Grundlagen so langsam zu beherrschen beginnst, dann nimm dir regelmäßig Zeit, dich hinzusetzen und konzentriert zu lernen.
Nimm dir jeden Tag mindestens eine Stunde Zeit und wiederhole die schwierigen Grammatikregeln, die dich jedes Mal wieder verwirren, oder nimm dir eine feste Anzahl Verben vor, die du lernen willst. Am nächsten Tag übst du sie dann erneut, damit sie auch wirklich ins Langzeitgedächtnis wandern und dort zementiert werden.
Keine Ausnahmen (geh die Sache an wie eine Diät oder Sport) – denn je mehr Zeit und Mühe du investierst, desto schneller siehst du auch Ergebnisse.
Lerne im Tandem
Drauflosreden, die Wörter und Sätze laut aussprechen ist einer der besten Wege, rasch zu lernen, aber das kann ganz schön schwierig sein, wenn du noch nicht sicher und flüssig sprichst.
Versuch es doch mal mit Lernen im Tandem: Tu dich mit Kollegen auf gleicher Stufe zusammen, damit ihr gemeinsam sprechen, üben und euch verbessern könnt – auf diese Weise fühlt sich das gesprochene Wort gleich viel natürlicher an. Außerdem gewinnst du dabei auch noch eine Menge neuer Freunde, das ist doch großartig!
Die Monate 7 – 9
Lies alles, was du in die Finger bekommst
Angefangen mit Büchern, klassischer Literatur und Zeitschriften, bis hin zur Rückseite deiner Müslipackung: gewöhn dich daran, ständig und überall zu lesen, und zwar Wörter, die in der richtigen Reihenfolge zu sinnvollen Sätzen und Absätzen zusammengefügt wurden.
Folge ausländischen Nachrichtensendern, Blogs und beliebten Webseiten in den sozialen Netzwerken, damit deine Zeit auf Facebook oder Instagram keine vergeudete Zeit ist, selbst wenn du nicht aktiv lernst oder arbeitest.
Lehrbücher bereiten dich vielleicht auf höfliche Konversation und das Kaufen von Busfahrscheinen vor, aber wenn du deinen Wortschatz und dein Sprachverständnis erweitern möchtest, dann geht das am besten, indem du möglichst viele unterschiedliche Texte und Textformen liest. Dein wissensdurstiges Hirn wird es dir danken!
Und jetzt sieh noch mehr fern…
… aber ohne Untertitel! Wenn du soweit bist, dass du einer Folge Narcos recht mühelos auf Spanisch folgen kannst, dann teste deine neuen Fertigkeiten, indem du dir Los Tiempos de Pablo Escobar anschaust.
Dieser Dokumentarfilm erzählt die wahre Geschichte des Drogenbosses – komplett und nur auf Spanisch. Auch Youtube-Kanäle können deine Sprechfertigkeit und dein Hörverstehen auf eine neue Ebene heben helfen.
Für Französisch kannst du zum Beispiel Oh La La, Hollywood Speaks French abonnieren. Beim Englisch fließend lernen hilft es auch, die zahlreichen Englischlern-Kanäle auf Youtube anzuschauen, die dich mit Sprache und Kultur vertraut machen.
Eine spannende Alternative ist auch, gleich mehrere Dinge auf einmal zu lernen, etwa wenn du dir Tedx Talks in einer Fremdsprache anschaust. Dabei lernst du nicht nur einige der hellsten und kreativsten Köpfe der Welt und ihre großartigen Ideen kennen, diesen Vorträgen kannst du auch extrem gut folgen, weil die Sprecher sich klar, direkt und durchdacht ausdrücken.
Die Monate 10 – 12
Rede, rede, rede
Wenn du deine Podcast-Kurse zum Sprachenlernen absolviert hast, dann pack die Kopfhörer wieder weg. Draußen auf der Straße und auch sonst überall solltest du dich mit anderen Menschen unterhalten. Freunde dich mit Muttersprachlern außerhalb deiner Lerngruppe an.
Unterhalte dich mit ihnen, aber nur in ihrer eigenen Sprache – es gibt schlicht keine bessere Art zu üben als das echte Gespräch. Wenn du ins Ausland gezogen bist, solltest du dir ein Hobby zulegen, denn auf diese Weise lernt man ganz leicht neue Leute kennen, die dann auch ähnliche Interessen haben.
“Keep your chin up”
Dieser englische Ausdruck bedeutet schlicht: ‘bleib positiv’ (Wenn du im Unterricht aufpasst, wird er dir sicher auch irgendwann begegnen…). Eine neue Sprache zu lernen ist schwer.
Es wird Tage geben, an denen du das Gefühl hast, dass du schon fast fließend sprichst, dass du es richtig draufhast, aber ebenso wird es auch Tage geben, an denen du überzeugt bist, dass dein Gehirn eine Barriere aufgebaut hat, die keine fremde Sprache jemals überwinden wird.
Eine richtig hohe Mauer in deinem Kopf. Lass dich dadurch nicht entmutigen. Wenn du denkst, dass du nicht vorwärtskommst, dann schau auf die letzten Monate zurück und mach dir klar, wie viel du bereits erreicht hast.
Lies dir deine Mitschriebe der ersten Unterrichtseinheiten durch, oder übersetze einen kurzen, einfachen Text. Du wirst ganz sicher schnell merken, wie viel leichter dir das von der Hand geht, und wie viel du bereits gelernt hast – erst recht nach einem ganzen Jahr! Bleib dran, dann schaffst du es auf jeden Fall.