Universität Tokyo: So verändert sich dein Gehirn, wenn du eine neue Sprache lernst
Eine Studie der Universität Tokyo und EF Education First hat ergeben, dass sich das Gehirn während eines Kurzzeit-Sprachaufenthaltes beträchtlich verändert. Die Forschungsgruppe untersuchte ausländische Studierende, die sich bei EF Tokyo, einem der EF Internationalen Sprachcampusse, eingeschrieben haben.
In dieser Studie wurde untersucht, wie sich die Gehirnaktivität von Japanisch-Anfängern nach nur ein paar Monaten des Erlernens der neuen Sprache verändert hat. Die Ergebnisse zeigen, dass das Erlernen einer neuen Sprache zunächst die Gehirnaktivität steigert, was darauf hindeutet, dass der Spracherwerb das Gehirn nicht einfach nur aktiviert, sondern die Gehirnfunktion verändert.
Der Test
Die Studierenden wurden anhand von Multiple Choice Lese- und Hörverständnisfragen nach mindestens acht Wochen Sprachunterricht und erneut 6 bis 14 Wochen später getestet. Während der Tests wurde mit einem Magnetresonanztomographen (MRT) der lokale Blutfluss um die Gehirnregionen der Schüler gemessen, welcher ein Indikator für die neuronale Aktivität ist.
“Vereinfacht ausgedrückt, gibt es vier Hirnregionen, die auf Sprache spezialisiert sind. Selbst bei einer Muttersprache, Zweit- oder Drittsprache sind dieselben Regionen zuständig”, sagt Professor Kuniyoshi L. Sakai, ein Neurowissenschaftler an der Universität Tokyo.
Während der ersten Testrunde zeigte der MRT-Scanner einen signifikanten Anstieg des Blutflusses in den vier sprachbezogenen Hirnregionen, was darauf hindeutet, dass die Studenten intensiv nachdachten, um die Zeichen und Laute der unbekannten Sprache zu erkennen.
Sechs bis vierzehn Wochen vergingen und die Schüler setzten ihre Sprachstudien bei EF Tokyo fort.
Der 2. Teil
Nach weiteren Wochen des Japanischunterrichts beantworteten dieselben Studierenden noch einmal den gleichen Test. Die Forscher verglichen die Ergebnisse des ersten und des zweiten Tests und fanden eine verringerte Hirnaktivierung im Grammatikzentrum und im Verständnisbereich während der Hörtests, sowie in den visuellen Bereichen des Okzipitallappens während der Lesetests.
“Wir erwarten, dass die Hirnaktivierung nach dem erfolgreichen Erlernen einer Sprache abnimmt, weil sie nicht so viel Energie zum Verstehen benötigt”, sagte Sakai.
Die Resultate
Der Scan zeigte eine leicht erhöhte Aktivierung des auditorischen Verarbeitungsbereichs in den Schläfenlappen der Studierenden. Die Forscher glauben, dass dies wahrscheinlich auf eine verbesserte “Gedankenstimme” beim Hören zurückzuführen ist.
“Anfänger haben die Klangmuster der neuen Sprache noch nicht gemeistert, können sie also nicht gut im Gedächtnis behalten und sich diese vorstellen. Sie wenden noch viel Energie auf, um die Sprache im Gegensatz zu Buchstaben oder Grammatikregeln zu erkennen”, so Sakai.
Die UTokyo fasst also zusammen: “Bis eine ideale Methode identifiziert werden kann, empfehlen die Forscher der UTokyo, eine Sprache in einer natürlichen Umgebung zu erlernen. Zum Beispiel bei einem Auslandsaufenthalt, oder auf jede andere Weise, die gleichzeitig die vier Sprachregionen des Gehirns aktiviert.”
Die aktuelle Studie zeigt, dass sich die Aktivierung des Gehirns auch nach einem kurzfristigen Sprachstudium verändert und weiterentwickelt, was eine Ermutigung für jeden sein könnte, der in jedem Alter eine neue Sprache lernen möchte.
“Wir haben alle das gleiche menschliche Gehirn, also ist es für uns möglich, jede natürliche Sprache zu lernen”, sagte Sakai. “Wir sollten versuchen, uns in mehreren Sprachen auszutauschen, um bessere Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln, aber auch, um die Welt besser zu verstehen – um den Blick auf andere Menschen und auf die zukünftige Gesellschaft zu erweitern.”